Praxis Dr. Kai Hahn
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„Nieren leiden stumm"

Die Zahl der nierenkranken Menschen steigt seit Jahren weltweit und auch in Deutschland an. Aktuell haben ca. 10 % der Erwachsenen in Deutschland eine chronische Nierenerkrankung.(1) Seit 1995 hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt. Nach Daten der InspeCKD-Studie fand sich bei 18 % der Patienten und Patientinnen in den untersuchten Hausarztpraxen eine chronische Nierenschädigung.(2)

Ursachen sind neben der zunehmenden Alterung der Bevölkerung insbesondere die „Volksseuchen“ Diabetes, Bluthochdruck und Herz- sowie Gefäßerkrankungen. Und die Nierenerkrankung mit ihren Folgekomplikationen schädigt wiederum das Herz und die Gefäße. Dies kann zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Gefäßverschlüssen sowie vorzeitigem Tod führen. Leider merken die Betroffenen ihre Nierenprobleme nicht oder erst sehr spät – oft zu spät. Denn die Nieren leiden stumm.


Um zu verstehen, wie wichtig die Nieren für unseren Körper sind, muss man wissen, dass gesunde Nieren täglich 180 Liter Blut filtern. Dies geschieht über ca. 2 Millionen kleinster Filterkörperchen, den sogenannten Glomerula, in denen das Blut von Stoffwechselschlacken und Giftstoffen befreit wird. Die Filterkörperchen sind aus haarfeinen Gefäßschlingen aufgebaut und von einer Filtermembran überzogen. Nach der Filterung wird der Primärharn dann auf dem weiteren Weg durch die Nieren in feinen Röhrensystemen weiter aufbereitet. 99 % der gefilterten Flüssigkeit werden für den Körper wieder zurückgeholt. Der so aufbereitete Urin sammelt sich im Nierenbecken und fließt über die Harnleiter in die Blase. Dies ist eine unglaubliche Arbeitsleistung, die unsere Nieren tagtäglich vollbringen.


Diabetes, Bluthochdruck, aber auch andere Faktoren wie Rauchen, bestimmte Medikamente und Entzündungen schädigen die Filterkörperchen. Dadurch entstehen Entzündungen und Narbenbildungen, sodass zunehmend mehr Glomerula für den Filtrationsprozess ausfallen. Die verbliebenen Filterkörperchen versuchen den Ausfall durch Mehrarbeit aufzufangen, was aber zu vorzeitiger Alterung und schließlich zum Ausfall von immer mehr Filterkörperchen führt. Die Filtrationsleistung nimmt immer weiter ab. So kommt es schließlich zu einer fortschreitenden Niereninsuffizienz und dem Ausfall weiterer durch die Nieren regulierter Prozesse.


Ein Beispiel dafür ist die Produktion von Erythropoetin (EPO), einem Hormon, das die Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark anregt. Vielleicht kennen Sie EPO als Dopingmittel, doch im gesunden Organismus sorgt es für eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Körpers.

Auch am Knochenstoffwechsel sind die Nieren beteiligt. Sie aktivieren Vitamin-D-Vorstufen, die durch Sonneneinstrahlung gebildet oder als Nahrungsergänzung aufgenommen werden. Nur aktives Vitamin D ermöglicht die Aufnahme von Calcium aus der Nahrung, was für einen gesunden Knochenstoffwechsel unerlässlich ist. Wenn die Nierenfunktion abnimmt, entstehen dadurch Blutarmut und Knochenstoffwechselstörungen.

Wenn die Nieren schließlich versagen, ist eine Nierenersatztherapie erforderlich. Dies kann entweder als sogenannte Bauchfelldialyse zu Hause oder dreimal wöchentlich als Blutwäsche in einem Dialysezentrum erfolgen. Eine dauerhafte Lösung bietet nur eine Nierentransplantation, doch in Deutschland gibt es leider zu wenige Spenderorgane.


So weit muss es aber nicht kommen. Kümmern Sie sich um Ihre Nieren! Fragen Sie Ihren Hausarzt nach der Filterleistung Ihrer Nieren. Eine einfache Blutuntersuchung mit Bestimmung der eGFR (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate) gibt Aufschluss über die Nierenfunktion. Die eGFR zeigt, wie viel Blut pro Minute durch beide Nieren gereinigt wird.

Zusätzlich sollte die Eiweißausscheidung im Urin überprüft werden, insbesondere die Albuminausscheidung im Spontanurin. Sie ist das früheste Anzeichen einer Nierenschädigung und sollte bei Menschen mit Diabetes, Bluthochdruck sowie Herz- und Gefäßerkrankungen regelmäßig kontrolliert werden.


Ab einer eGFR unter 45 ml/min sollte ein Nephrologe hinzugezogen werden. Es gibt mittlerweile mehrere medikamentöse Möglichkeiten, um den Nierenfunktionsverlust zu verlangsamen und eine Dialysepflicht zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Auch die Folgekomplikationen einer Niereninsuffizienz lassen sich medikamentös behandeln.

Wichtig ist jedoch, den Nierenschaden rechtzeitig zu erkennen und konsequent zu behandeln. Daher: Fragen Sie nach Ihrer eGFR, denn Nieren leiden stumm.

 

Referenzen:
(1) AWMF-Leitlinie Nr. 053-048, Stand 2024
(2) Wanner C et al MMW-Fortschritte der Medizin 2024;166:7-17



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